Text von Klaus Isele
Funktion der Ringbänder
Das Beugen der Finger wird von zwei großen Muskeln gesteuert, deren kontraktile Teile etwa am Ellenbogen beginnen. Über lange Sehnen erfolgt dann die Kraftübertragung auf die Fingergelenke. Meine Erfahrung im Bereich der Fingertherapie zeigt mir, dass bei kletterindizierten Fingerbeschwerden nur in rund einem Drittel der Fälle auch wirklich die Ringbänder betroffen sind.
Wann kommt es zu einer Ringbandverletzung?
Am häufigsten passiert ein Ringbandriss dann, wenn auf einen voll aufgestellten Langfinger (beispielsweise Ringfinger) unter maximaler Belastung eine exzentrische Krafteinwirkung hinzukommt. Hier ein Beispiel: Man hängt mit voll aufgestellten Fingern der rechten Hand an einer kleinen Leiste. Während man sich nun mit dem rechten Fuß und der rechten Hand hochziehen möchte, bricht plötzlich der kleine Tritt aus. Dadurch kommt es zu einer exzentrischen Überladung eines bereits voll belasteten Ringbandes und infolgedessen zur Ringbandruptur. Zweithäufigstes Risiko ist die konzentrische Überlastung. Simpel erklärt: Man „crimpt“, was das Zeug hält, und versucht dynamisch hochzuziehen. Dabei kommt es zum typischen Schnalzer und das Ringband ist ab.
Vorzeichen einer Ringbandverletzung
- leichter Fingerschmerz nach dem Klettern/Bouldern
- Ansatzbereiche von Muskelgruppen der Arme schmerzen etwas
- koordinative Ermüdung
- länger als üblich andauernde Schwellung der Finger nach den Einheiten
Symptome für eine akute Ringbandverletzung
Schmerz im betroffenen Gebiet
Schwellung im betroffenen Gebiet
Plopp-Geräusch: Wenn ein Ringband reißt, ertönt oftmals ein lauter „Schnalzer“, ein meist weit hörbares „Plopp-Geräusch“ oder ein Laut, als ob etwas bricht. Manchmal kommt es zu einem knirschenden, kratzigen Geräusch. In so einem Fall betrifft es häufig auch andere Strukturen, es kann sich um Teilrupturen handeln.
Bowstringing: Durch den Verlust eines oder mehrerer Ligamenta anularia kommt es zum „Bowstringing-Phänomen“. Dieses „Sehnen-Abheben“ ist das typische Leitsymptom einer Ringbandruptur. Es lässt sich durch Abtasten feststellen. Außerdem ist es möglich, den Abstand zwischen der Sehne und dem Knochen mittels Ultraschall oder Schieblehre im Links-Rechts-Vergleich zu messen.
So beugst du einer Ringbandverletzung vor
Sei schlau und wisse, wann es genug ist! Gruppendynamik ist gut, um zu trainieren, kann aber auch gefährlich sein. Zudem ist ein individuell angepasstes Auf- und Abwärmprogramm essentiell.
Aufwärmen: Finde dein persönliches Aufwärmprogramm. Brauchst du besonders lange, um warm zu werden, dann nimm dir die Zeit. Wirst du nach 50 Minuten schon müde, lassen Fokus und Koordination nach? Dann wähle ein kürzeres Zeitfenster.
Abwärmen: Reduziere die Last, die du im Training aufgebaut hast, schrittweise. Ich empfehle im Anschluss noch etwas zu dehnen und gleich danach eine Kleinigkeit zu essen. Nütze dazu das glykogene Fenster. Ein Joghurtdrink und eine Banane bieten sich besonders gut an. Flüssiges wird schnell aufgenommen, Zucker, etwas Fett und Proteine mit Mineralstoffen helfen dir, deine Muskulatur zu entspannen (Weichmacher, ATP) und die Glykogenspeicher schnell zu füllen.
Komplett aufgestellte Fingerposition vermeiden: Je nachdem, in welchem Gebiet man klettert, lässt sich ein Aufstellen nicht immer verhindern. Daher ist es gut, wenn die Finger das gewöhnt sind. Am Ende einer Einheit an kleinsten Leisten zu trainieren sollte man jedoch vermeiden.
Nicht im ermüdeten Zustand klettern: Ermüdet ist man dann, wenn koordinative Qualitäten nachlassen. Ein koordinativer Boulder, den man normalerweise schafft, könnte als Referenz dienen.
Im Falle von Schmerzen aufhören!
Vorsicht bei schnellem Fortschritt im Schwierigkeitsgrad: Muskeln können sehr schnell aufbauen, passive Strukturen wie Sehnen und Bänder brauchen wesentlich länger. Spezifisches Krafttraining sollte dem Technikerwerbstraining nachgestellt werden. Koordination und Bewegungsmuster zu erlernen ist ein wichtiger Bestandteil des Trainings. Dabei kommen die Ringbänder nicht an ihre Limits.